TOP- Thema: Umgang mit hocheskalierten Konflikten

Beitrag vom 27.August 2015 | Abgelegt unter Allgemein

TOP- Thema: Umgang mit hocheskalierten Konflikten

Täglich stolpern wir über Wut, Ärger, Hass und Konflikte. Aktuell spiegeln auch die Medien dieses Thema in der Gesellschaft sehr präsent wieder. Deshalb möchte ich auch aus aktuellem Anlass einige Punkte aus dem Konfliktmanagement und der Arbeit eines Mediators vorstellen. Besondere Herausforderungen an dessen Tätigkeit ergeben sich aus hocheskalierten Konflikten.

Hocheskalierte Konflikte sind spezielle Tätigkeitsfelder im Täter-Opfer-Ausgleich, politische Konflikte (Krisen- oder Kriegshandlungen), Konflikte zwischen Fan-Clubs oder wie wir gerade sehen: interkulturelle bzw. soziale Konflikte. Hinzu kommen auch Mediation bei Mobbing, in schwierigen Trennungssituationen und in existenzgefährdenden Konflikten (Insolvenz).

Wie unterscheiden sich hocheskalierte Konflikte von „normalen Konflikten“ oder (lösbaren) Problemen?

  • überdurchschnittlich hochgeschaukelte Sekundärgefühle (Angst, Hass, Wut)
  •  Aggressivität unter den Konfliktparteien ist sehr hoch
  • Interessen und Strategien der Kontrahenten gehen zunehmend verloren
  • bereits Schaden entstanden (durch Handlungen der Konfliktparteien)
  • Rechtliche Auseinandersetzungen stehen an
  • Kein Vertrauen mehr in Konfliktlösungswillen der anderen Konfliktpartei

Welche Techniken und Methoden können angewandt werden?

Zunächst macht es hier Sinn, die Konfliktparteien nicht, wie ansonsten üblich, in direkte Kommunikation zu bringen. Shuttle-Mediation mit Konfliktcoaching oder Tandem-Mediation sind geeignete Arbeitstechniken, um in die Arbeit einzusteigen. Hierzu wird unter Umständen ein zweiter qualifizierter Kollege benötigt. Shuttle-Mediation heißt auch „Pendel-Mediation“. Der Informationsaustausch zwischen den Medianten erfolgt zu dieser Zeit ausschließlich über den Mediator. Die Konfliktparteien sehen oder hören sich im Verlauf dieser Phase nicht. Die Shuttle-Mediation wird oftmals als nicht 100%-ige Mediation bezeichnet, da sie weniger prozessbegleitend, sondern lösungsfokussiert arbeitet. Letztendlich geht es jedoch erst einmal darum, den Gesprächsprozess in Gang zu bringen und Voraussetzungen zu schaffen.

  • Shuttle-Mediation, Kombination mit Konfliktcoaching
  • Tandem-Mediation oder „Gemischtes Doppel“
  • Zusammenkunft der Konfliktparteien erst dann, wenn jede Partei eigene Ziele und Interessen formuliert, kein Gesichtsverlust auftritt, wenn Sekundärgefühle bearbeitet sind und Primärgefühle größeren Einfluss geben
  • Vereinbarungen zur Lösung müssen rechtlich bestandsfähig sein
  • unbedingt Nachkontrolle, Konsequenzen bei Verstößen (schriftlich) vereinbaren

Letztendlich bestimmen jedoch immer die Konfliktparteien das Ergebnis der Sitzungen und den Inhalt von Vereinbarungen, nicht der Mediator. Sollte eine der Konfliktparteien nicht mit ehrlicher Überzeugung zur Konfliktbearbeitung und einem Konsens bereit sein, kann der Mediationsversuch scheitern. In dieser Situation entscheidet der Mediator über den Sinn und Fortgang der Gespräche.